Was ist eigentlich „Hightech-Zukunftstechnologie“ ?

Was das in Bad Nenndorf geplante VW-Komponentenwerk für Achssysteme angeht so handelt es sich dabei keineswegs um das Schlagwort Hightech-Zukunftstechnologie sondern um eine Technologie, die die Autoindustrie schon sehr lange propagiert aber im eigenlichen Sinn gar nicht umsetzt. Besonders im geplanten Montagewerk ist das eben gerade nicht erkennbar.
Es sollen nämlich aus von Zuliefererfirmen angelieferten Einzelteilen Achssyteme für ein Nachfolgemodell des Bully zusammengebaut und an ein Werk in Stöcken in Hannover geliefert werden.

Dieser Wertschöpfungsprozess hat eben gar nichts mit Hightech-Zukunftstechnologie zu tun, sondern ist nur stupides Zusammenbauen.

Des weiteren ist von beträchtlichen Gewerbesteuer­einnahmen die Rede. Dabei soll man besser nicht vergessen, daß VW jede erforderliche juristische Resource aufbringen kann eine Geschäftsform zu finden, die steuerliche Lasten auf ein Minimum reduziert. Bei der juristischen Aufarbeitung des Abgasskandals hat man doch bewiesen, wie sich z.B. Regressforderungen auf ein Minimum reduzieren lassen.

Während der Ratssitzung der Stadt Bad Nenndorf am 23.09.2020 wurden vom Kämmerer, Herrn Frank Behrend, ausgeführt, wie sich die Gewerbsteuer berechnet, bzw. wie sie ermittelt wird.
Aus dem beeindruckenden Vortrag ging hervor:

Seitens des Investors MetaWerk wird keine Gewerbesteuer erwartet.
Aus dem Mietverhältnis der dort entstehenden Immobilie wird seitens des Mieter,  vermutlich ein Unternehmen aus dem VW-Konzerngeflecht, mindestens für die nächsten drei Jahre keine Gewerbesteuer zu erwarten sein. Zu dem Zeitraum danach äußerte er sich nicht, da ihm auch durchaus bewußt ist, wie die Steuerpolitik eines multinationalen Konzerns funktioniert.

Da ist von 250 hochqualifizierten Arbeitsplätzen die Rede. Eine Aussage, die sich durch eine einfache Überlegung in Zweifel ziehen läßt: Entweder werden die Komponenten durch anlernbare Kräfte, die man heute Produktionshelfer nennt, zusammengebaut, dann braucht man viele mehr oder weniger unqualifizierte Arbeitskräfte oder es werden Roboter eingesetzt, dann braucht man wenige, zum Teil durchaus auch hochqualifierte Kräfte.
In beiden Fällen bestehen berechtigte Zweifel, dass der hiesige Arbeitsmarkt davon profitiert.

Dazu führte der Kämmerer aus:

Die Zuteilung von Anteilen der Einkommensteuer und der Mehrwertsteuer sind abhäging von Lohnsumme und ob die Arbeitnehmer in der Samtgemeinde wohnen.
Der Zuteilungsbetrag ist derzeit auf drei Jahre festgeschrieben und wird dann neu berechnet.
Im Ergebnis für die nächsten drei Jahre keine zusätzlichen Zuteilungen aus diesen Steuersegmenten.

Auf Grund der Personalsituation bei VW (Stellenabbau von 5.000 in Hannover) werden die ggf. in Bad Nenndorf entstehenden Arbeitsplätze mit höchster Wahrscheinlichkeit von diesen freigesetzen VW-Mitarbeitern besetzt werden. Die werden ihren Wohnsitz wegen des Arbeitsplatzwechsel von Hannover nach Bad Nenndorf wohl kaum ändern.

Wenn auch nicht jedem der große Hype über die Elektromobilität gefällt, eines ist sicher, diese Entwicklung wird sich in Bad Nenndorf nicht im geringsten niederschlagen und berechtigt keineswegs dazu, eine stinknormale Fertigung von Achssytemen für VW ins Naturschutzgebiet zu bauen. Man darf sich da keine Schwachheiten in punkto Hightech-Zukunftstechnologie einbilden und würde verantwortungslos handeln.

teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.